Augenhöhe

Nach 120 starken Minuten scheidet der 1. FC Union im Elfmeterschießen gegen Borussia Dortmund aus dem DFB Pokal aus.

Grundausrichtung

BVB - Union

Keller überraschte viele mit seiner 4231 Anfangsformation, in der Eroll Zejnullahu auf der Zehn und Michael Parensen auf der Sechs spielte.

Angesichts der Startelf des 1. FC Union befürchteten einige nicht nur, dass Jens Keller und sein Team die eigenen Chancen nicht sehr ernst nahmen, sondern auch eine ultradefensive Ausrichtung mit Fünferkette. Doch schon der Mangel an Achtern in der aufgebotenen Mannschaft deutete darauf hin, dass dies nicht der Fall sein würde, und so spielte Union tatsächlich in einem 4231. Und Union zog sich auch nicht sehr weit zurück, sondern spielte vereinzelt sogar Angriffspressing und ließ sich ansonsten nur langsam fallen.

Der Favorit in Schwarz-Gelb trat mit ebenso ungewohnter Personalzusammenstellung wie Union und im gleichen Grundsystem, aber naturgemäß dominanter auf.

Unions Defensivplan

Dass Union gegen eine der besten Mannschaften Europas relativ wenige allzu klare Chancen zuließ, lag nicht zuletzt an vielen überragenden individuellen Leistungen, etwa von Pedersen und Leistner. Es lag auch daran, dass der BVB nicht unbedingt wie eine der besten Mannschaften Europas spielte. Aber auch die Organisation Unions hatte ihren Anteil.

Union nutzte eigene Angriffe, die sich im Angriffsdrittel verliefen, zu vereinzelten Momenten von hohem Pressing. Damit schuf man einige (fast) gefährliche Offensivmomente, verkürzte aber vor allem die Zeit, die man in der Endverteidigung aushalten musste. Gleichzeitig beschränkte der Zweitligist die Zahl dieser Situationen soweit, sie mit der nötigen Intensität ausführen zu können, um einfache Bälle in den großen Raum zwischen Angriffspressing und Abwehr zu verhindern.

Wurde dieses Pressing überspielt, geschah das vor allem auf den Seiten, sodass Union Zeit hatte, sich in den eigentlich gefährlichen zurückzuziehen. So entstand eine ähnliche Situation wie in der normalen Ausrichtung, in der sich die Mannschaft Jens Kellers bis zur Mittellinie zurückzog, dort passiv verteidigte und schrittweise zurückwich, um den Zwischenlinienraum nicht preis zu geben. Das lief auf 1-gegen-1 Situation hinaus, die man hinreichend oft für sich entscheiden konnte.

Dieser Fokus auf Einzelduelle war auch Teil der Dortmunder Probleme im Offensivspiel. Obwohl der Champions League Teilnehmer dem Zweitligisten individuell natürlich überlegen war, gelang es ihnen selten, durch Kombinationen Synergien zwischen den einzelnen Akteuren herzustellen und so die individuellen Vorteile zu potentieren. Stattdessen konnte Union einzelne verlorene Zweikämpfe auffangen, wobei auch die im Vergleich zu den letzten Partien verbesserte Absicherung beitrug, die zum Teil der tieferen Grundstellung, zum Teil der breiteren Formation (im 451 in der tiefen Verteidigung) und letztlich der Konsequenz, Aggressivität und Kollektivität im Pressing zu verdanken war.

Union offensiv

An der offensiven Herangehensweise der Köpenicker beeindruckte das implizite Selbstvertrauen, mit dem sie in die Partie gingen, und das aus den Verlautbarungen vor dem Spiel nicht unbedingt offensichtlich war. Neben den Angriffspressingeinlagen, die gefährlich waren, aber keine entscheidenden Situationen einbrachten, bestand Unions Offensivspiel aus tief in der eigenen Hälfte gestarteten Kontern.

Diese waren allerdings nicht so rudimentär, wie man vielleicht vermuten mag. Statt nach Balleroberungen auf dem direktesten Weg die Spitze zu suchen, traute sich Union zu, Konter zumindest bis ins offensive Mittelfeld kombinativ auszuspielen.

Dort war Eroll Zejnullahu dann zwar oft vor schwierige Aufgaben und etwas auf sich allein gestellt. Doch seine Tendenz, nicht die schnellste Option zur Ballabgabe zu wählen wirkte sich trotz einiger zu erwartender Ballverluste auch positiv aus, indem er Mitspielern auf den Flügeln Zeit verschaftte, sich in Angriffe einzuschalten. Gemeinsam mit starken Schnittstellenpässen führte das schon in der ersten Halbzeit zu einer Reihe gefährlicher Torraumszenen, denen aber Abschlüsse fehlten.

An dieser Ausrichtung änderte sich auch nach dem verletzungsbedingten Wechsel zwischen Quaner und Hosiner wenig, auch wenn damit Union etwas Vertikalität und Geschwindigkeit abging. Mit dem Österreicher im Sturmzentrum wurden nun öfter Hedlund oder Redondo das Ziel der Konter.

Szene des Spiels

In vielen Hinsichen natürlich Skrzybskis Tor. Aber die vergebene Großchance zum 2-1, als Skrzybskis Pass Eroll nicht fand, hatte noch mehr von dem, was dieses Spiel ausmachte. Union -- in Person von Felix Kroos -- absorbiert zunächst einen Angriff Dortmunds und beendet ihn mit einem ruhig und präzise geführten Zweikampf, leitet dann den Konter überlegt ein und attackiert den richtigen Raum, in dem Skrzybski an Weidenfeller vorbeigeht. Bevor es nicht ganz reicht.